Aus Versehen habe ich ihr letztens eine schöne Liebeserklärung gemacht. Wir hingen schon eine Stunde an der Strippe, Telefon, und ich sagte ‚Wir müssen jetzt mal aufhören. Wir können nicht für immer telefonieren’. Ich würde schon gerne. Oder einfach öfter. Ohne dich will ich nicht sein. Egal. Ich bin in einer Situation, die alle Menschen schon einmal erlebt haben. Voller Gedanken, voller Fragen. Ich muss oft an sie denken. Was ist, wenn ich mir wieder nur ein romantisches Traumbild der Umstände gemacht habe? Der Realitätsabgleich ist ein schwieriges Unterfangen. Es dauert oft eine Weile, Dinge zu verstehen. Ich war schon mehrfach in einem solchen Dilemma: romantisches Konstrukt, dann wird der Kopf ausgeschaltet. Eins kommt zum anderen und man verhält sich einfach entsprechend des Rollenbilds, das man im Kopf hat. Wahrscheinlich basiert das auf der Vorstellung, wie etwas in der Welt der Erwachsenen zu sein hat. Macht man halt so und ‚du solltest es auch so machen‘. Als Kind denkt man, dass die Erwachsenen ohne jeden Zweifel leben. Und so ist auch eine echte Beziehung: zweifelsfrei. Man muss halt dran arbeiten. So war‘s damals, vor zwanzig Jahren: romantisches Traumbild, kurz Kopf ausgeschaltet, jahrelang die vorgegebenen Verhaltensmuster nachgelebt. Irgendwann wehrt sich dann das Ich gegen die gelebte Lüge. Fünf Jahre weg. Man kann eine Beziehung nicht gut aussitzen, wenn‘s nur schlecht klappt. Geblieben sind nur Momente. Es ist nicht unspektakulär ausgelaufen, sondern war richtig blöd. Von mir.
Aktuell frage ich mich: was ist, wenn mir mein Gefühlsleben wieder einen Streich spielt? Es ist auch schön, wenn der Kopf mal nicht pausenlos mitmischt. Andererseits sollte der Schock dann auch nicht zu überwältigend sein, wenn das Kopfding wieder partizipiert und von der Wirklichkeit überrannt wird. Er ist sich sicher, dass sie ein Leben mit ihm, einem Leben in der Kautabak-Szene vorziehen würde. Er wartet jetzt mal ab und schaut dann. Manchmal könnte er sich über seine eigene Naivität totlachen. Was lässt ihn sowas glauben? Er kann hinterher immer noch blöd aus der Wäsche kucken. Wieso spricht er sich in der dritten Person an?